KÜNSTLER IM HOTEL – INTERVIEW

Künstler im Hotel – Interview

28.07.2014

Das nhow Hotel ist ein idealer Ort für Berlin: An der Oberbaumbrücke, direkt an der Spree gelegen trifft sich die internationale Kreativszene. Nicole Loeser interviewte die Marketing-Chefin des Hauses Lucia Fernandez und die Künstlerin Wanda Stang, die dort seit 22. Mai 2014 ihre Ausstellung „Wanderlust“ präsentiert. Die Ausstellung wird noch bis 30. Juli zu sehen sein.

NL: Lucia, wie ist die Resonanz auf die Ausstellung in eurem Hotel?

LF: Leider geht die Ausstellung nur noch wenige Tage. Leider, denn das Feedback war sehr, sehr positiv. Nicht nur von Gästen, die privat hier Urlaub machten, also Individualreisenden, sondern auch unsere Tagungsgäste, die über mehrere Tage hier verweilen, waren begeistert. Letzte Woche waren Gäste hier, die fast unglücklich waren, dass die Arbeiten im März 2015 anlässlich ihrer Hochzeit nicht mehr ausgestellt sein werden. Wir hatten durchweg positives Feedback.

NL: Es ist etwas Besonderes in einem Hotel auszustellen. Welche Erfahrungen hast du als Künstlerin gemacht, Wanda? Wie liefen die Vorbereitungen?

WS: Ich bin sehr zufrieden mit der Umsetzung der Ausstellung und der Zusammenarbeit mit dem Hotel. Ich hatte die Möglichkeit, unglaublich große und hohe Räumlichkeiten zu nutzen, was mir die Möglichkeit gab, 4 x 5 m große Zeichnungen anzufertigen und zu zeigen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum hat meine Arbeiten sehr beeinflusst. Zudem spielen sie mit dem Stil des hoteleigenen Youth Looks zusammen und bewegen sich zwischen Street Art und surrealistischen Mischwelten.

NL: Lucia, seit wann arbeitet das nhow Hotel mit Bildenden Künstlern zusammen?

LF: Schon seit Beginn: Im November 2010 wurde das Hotel eröffnet, zeitgleich mit einer großen Ausstellung der Seven Star Gallery, die über mehrere Monate ging. Von vornweg war mit unserem Raumgestaltungskonzept „Dynamic Space“ eine Fläche als Galerie geplant, die auch als Eventbereich genutzt wird. Seitdem richten wir 4-5 Ausstellungen im Jahr aus.

NL: Das Hotel stellt sich als Fashion-, Design-, Musik- und Kunsthotel dar. Wie reagieren die Besucher auf euer Konzept? Sind es speziell Künstler, die bei euch übernachten?

LF: Die Gäste sind bunt durchmischt. Wir haben von zahlreichen Tagungsgästen über Künstler hinzu Urlaubern aus aller Welt ein breites Publikum. Unser Konzept wird von allen gemocht. Vor allem die vielen Tagungsgäste sind positiv überrascht und sehr dankbar für den erweiterten Input durch Kunst. Es ist eine gute Gelegenheit, sich neben dem normalen Tagungsbereich auf Neues einzulassen.

NL: Ihr seid also nach euren bisherigen guten Erfahrungen offen für weitere Kooperationen?

LF: Auf jeden Fall! Die Galerie soll definitiv der Kunst gewidmet sein. Prinzipiell sind wir offen für alle Stile und Richtungen. Wir freuen uns über die große Nachfrage für die Zusammenarbeit. Es spricht sich rum, dass wir kooperativ sind, was sich auch daran zeigt, dass wir bereits Bewerber für Ausstellungen in 2016 haben.

NL: Wanda, wie hat die Situation des Öffentlichen hier im Hotel die Konzeption deiner Ausstellung beeinflusst?

WS: Meine Ausstellung setzt sich einerseits mit dem Thema „Wanderlust“ und andererseits mit dem Thema „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne auseinander. Die Rauminszenierung besteht aus Objekten, Zeichnungen und Gemälden, die einen Erlebnisraum kreieren. Daneben habe ich auch Kleidungsstücke designt, die nicht nur als Mode konzipiert sind. Zur Eröffnungsperformance präsentierten acht junge Frauen diese Werke – wie Figuren, die „meiner Welt“ entspringen – und nun wahrhaftig Reisende durch meine Ausstellung waren. Es war eine tolle Erfahrung in dieser Hotelatmosphäre eine Ausstellung umzusetzen.

Ort: nhow Galerie | Stralauer Allee 3 | 10245 Berlin | täglich 24h geöffnet (Eingang über die Lobby)

Informationen über Wanda Stang
www.wanda-stang.de

Mäander, 2014

Susanne Kessler für DominoArt 2014

Mäander, 2014

Eine Kunstinstallation von Susanne Kessler für die Domino Stiftung im Dominohaus, Reutlingen

In einem außergewöhnlichen Umfeld präsentiert die Domino Stiftung einmal im Jahr: Art at Work. Dabei stellt ein modernes Bürohaus mit verglastem Atrium einen Erlebnisort für temporäre Rauminstallationen dar. Laut Domino Stiftung werden hier die Beziehungen von Architektur und Bildender Kunst sowie die Wechselwirkungen von Kunst, Raum und Zeit im Alltag erfahrbar.

Für DominoArt 2014 fiel die Wahl der Kuratoren Ursula und Wolfgang Riehle auf die deutsch-italienische Künstlerin Susanne Kessler. Die Eröffnung ihrer Ausstellung »Mäander« findet am Sonntag, 6. Juni 2014 um 11.00 Uhr statt. Bis zum 19. September 2014 wird ihre Installation im Dominohaus Reutlingen zu sehen sein.

Die räumliche Collage, Mäander betitelt,vereint mehrere Ideen, die parallel ablaufende Denkprozesse der Künstlerin abbilden. Die Materialwahl erfolgte in Anlehnung an die Zahlensymbolik. 13 Eisenringe, 8 Stoffgitter, zwei jeweils 13 m lange Plastikgitter, 52 Drahtmatten sowie 13 handgefertigte, grossformatige Mixed Media- Netze fassen das Gebilde aus 260 Asphaltzeichnungen, mehr als 510 Cut-Out Zeichnungen auf Papier, 13 Drucke auf Transparentfolie sowie 26 Zeichnungen. Die Verspieglung des Bodens lässt das Objekt als mehrdimensionale Zeichnung wie in einem großen Meer enden, in dem sich nach und nach die Linien verlieren.

Als konstruiertes Objekt, das auf die Verbindung zum Lebendigen und in seiner Gesamtheit auf einen gewaltigen Organismus hinweist, spiegelt das Werk Mäander dies in seiner Form, im Detail wie auch im Ganzen, wider. Der Mäander ist ein seit der Jungsteinzeit verwendetes orthogonales Ornament und steht in der griechischen Antike symbolisch für die Erlangung der Ewigkeit und die Reproduktion von Leben. Fortwährend stirbt etwas Altes, während sich etwas Neues entwickelt. Es ist eine Anspielung auf den uralten und ewig jung bleibenden Gott Eros und die sich stetig erneuernde Energie des Kosmos.

Ähnlich wie in der Musik stellen dabei Vibration und Resonanz zum Bild gewordene Schwingungen dar. Transparenz wie Farbeigenschaften ebenso Tiefenwirkung und Vibrationsfähigkeit lassen zeitliche Vorgänge, die oft parallel ablaufen, für den Betrachter erfahrbar werden. Auffallend in Kesslers Arbeit sind grafische Zeichen, die sich durch schwarz gemalte, grob asphaltierte Linien auszeichnen. Sie verfügen über ein zerstörerisches Energiepotential und dienen der Darstellung des »aus den Fugen Geratenem«. Dem gegenüber gestellt sind fein gearbeitete Zeichnungen und Cut-Outs, die in ihren zarten Verästelungen die Natur lobpreisen. Regelfälle und Störfragmente sind in der umfassenden Installation erkennbar, die durch »fließende Elemente« ergänzt sind. So wird neben den organischen Prozessen gleichermaßen das aus der Natur bekannte chaotische Verhalten, wenn etwas nicht mehr in Schwingung bzw. nicht mehr vernetzt ist, der Anschluss verpasst wird und ins Leere läuft, in Kesslers Werk angesprochen. Ein Ringen von kulturell bedingten Dystopien und der Harmonisierung durch die Natur. Kesslers Kunstwerk versteht sich als komplexe Reflexion der von Mensch und Natur erschaffenen Strukturen und stellt die Kunst sowie deren geistige Freiheit und große Kreativität in den Mittelpunkt der Betrachtung.

mehr Infos über die Künstlerin
www.susannekessler.de

Dominohaus, Am Echazufer 24, Reutlingen, www.dominostiftung.de

Susanne Kessler

susanne kessler

Die deutsch-italienische Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin Susanne Kessler lebt und arbeitet in Berlin und Rom. Sie studierte von 1975 bis 1982 Malerei und Grafik an der Hochschule der Künste (UdK) in Berlin und am Royal College of Art (RCA) in London. 1992 gewann sie den Paul-Strecker-Preis der Stadt Mainz.

Neben Stipendien und Arbeitsaufenthalten führten sie mehr als 50 Einzelausstellungen und zahlreiche Gruppenausstellungen durch Europa sowie nach Indien, Pakistan, Mali, Äthiopien, Guatemala, Iran, Lettland und die USA (Turlock/CA, Washington/DC, New York/NY, Charlottesville/VA). 2001/2002 wurde sie als Gastprofessorin an die California State University, Stanislaus/ USA eingeladen. Danach folgten weitere Lehrtätigkeiten, so 2010 an der Akademie der Künste in Riga/Lettland und 2010-2013 an der City University of New York, NY/USA.

Bekannt wurde Susanne Kessler mit ihren raumgreifenden, organisch wirkenden Installationen. Vorrangig von der Zeichnung ausgehend beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit naturgemäßen, lebendigen Strukturen. Einige ihrer Arbeiten widmen sich Darstellungen des Inneren z.B. der Struktur des menschlichen Gehirns, dessen sichtbare Erscheinung als auch sein innerer komplexer Aufbau thematisiert wird. Dabei steht das Gehirn als Ursprung für alles, was in der Welt entsteht und existiert, für alles Wahrnehmbare und als Quelle des menschlichen Bewusstseins. Erst die Limitation auf das eigene Gehirn, auf das eigene Denken und Visualisieren, fördert laut Kessler eine „Ich-Konstruktion“, die sich von der Wissenschaft entfernt und in eine künstlerische Welt führt.

Oftmals werden Gedankenfragmente, auch Gedankenzüge, die sich fortwährend mit biologischen Vorbildern beschäftigen, in ein zeichnerisches System eingebunden und bilden ein vielschichtiges Gewebe von sich überlappenden Mustern und poetischen Inhalten. Durch die Verbindung von wissenschaftlichen Zeichnungen und eigenen Assoziationen und Vorstellungen vermitteln ihre Installationen das Bild eines organischen Netzwerks. „Das verzweigte Leben bleibt rätselhaft und explosiv, geheimnisvoll wie ein Kokon…“, beschrieb sie es einmal. Im Zentrum ihres Schaffens wird das Prinzip des Lebens als Fluss der Lebensenergie, als Wandlungsprozess sichtbar gemacht, der gleichermaßen den Arbeitsprozess der Künstlerin abbildet. Zeichnungsserien werden immer wieder neu in Installationen eingebunden, um sie aus sich heraus zu erneuern. Es entstehen Räume mit grafischen Zeichen und Symbolen, die zum Teil die kinetische Energie des Raumes mit aufnehmen. Jedes Environment wird direkt an den Ort angepasst. Ausgangspunkt ist dabei das Flüchtige, denn nur in der zeitlich begrenzten Existenz wird das Lebensrad sichtbar. Alles beginnt, entsteht und vergeht. Durch immer wieder neue Raumbedingungen und die ortspezifische Dynamik versinnbildlicht das Konzeptuelle der Arbeit von Susanne Kessler die Auffassung von Evolution. 

Berlin – narrativ, 2014

Berlin – narrativ, 2014

Ein Ausstellungsprojekt von Frauke Bergemann für das Dentalzentrum Pankow in Berlin

Frauke Bergemann präsentiert im neu errichteten und 2013 eröffneten Dentalzentrum Pankow eine Auswahl ihres Berlin-Zyklus: „So weit das Auge reicht…“. Bis zum 11. Oktober 2014 werden im Empfangsraum und in den Gängen der Klinik ihre großformatigen, hyperrealen Fotografien zu sehen sein. Sie schärfen die Sicht auf das historische Erbe der Stadt und die vorhandenen städtebaulichen Gestaltungspotentiale Anfang der 2000er Jahre. 

Bergemanns aufwändige, komplexe Kompositionen aus mehreren Einzelbildern erlauben einen „erweiterten“ Blick in die offene Stadtlandschaft schweifen zu lassen. Wie als ob man selbst vor Ort wäre, gibt es Naheliegendes und Entferntes, Haupt- und Nebensächliches sowie vieles im Vorder- und Hintergrund zu erkennen.

In der Zeit zwischen 2000 – 2003 suchte die Fotografin Substanz und Wesen der Hauptstadt festzuhalten, besonders an den Schnittstellen von Ost und West, in der Mitte der Stadt. Jede Szene zeigt Berlin in unterschiedlichen Facetten: z.B. als sozialen Brennpunkt, als einen Raum der Hochkultur oder als Marktplatz. Erkennbar ist in ihren pittoresken Veduten was diese Metropole bis heute kennzeichnet: Sie stellt sich als Schmelztiegel der Kulturen und Weltanschauungen dar, der verschiedensten Freiheitskonzepten Raum bietet. 

Der Zeitpunkt für die Ausstellung ist folgerichtig gewählt. 25 Jahre nach dem Mauerfall lässt ihr fotografischer Zyklus mit den Kapiteln „Inszenierungen der Macht und mächtige Inszenierungen“ sowie „Eroberte Räume“ noch einmal die Aufbruchsstimmung und den Disput zwischen Altem und Neuen gewahr werden und präsentiert eine bis heute dynamische Stadt mit ihren starken Gegensätzen.  

Ort: Dentalzentrum Pankow, Garbátyplatz 1, 13187 Berlin, S-Bahn Pankow

mehr Infos über die Künstlerin
www.frauke-bergemann.de 
www.dentalzentrum-pankow.de

Finn Lafcadio O’Hanlon – History Puts A Saint In Every Dream

Finn Lafcadio O’Hanlon – History Puts A Saint In Every Dream

26.05.2014 – 08.06.2014

Eröffnung: 28.05.2014, 18:30 – 21:30 Uhr, Einführung: Jonathan Meese

WHITECONCEPTS präsentiert erstmalig in Europa Arbeiten des jungen australischen Künstlers Finn Lafcadio O’Hanlon. Seine Ausstellung mit dem Titel History Puts A Saint in Every Dream zeigt kunstvoll gearbeitete Tuschezeichnungen auf Papier. Der Titel, der einem Songtext von Tom Waits entstammt, vermittelt wie dieser ein Gefühl eines seltsamen und mittelalterlichen Ortes.

In den Zeichnungen O’Hanlons sind Verweise auf Tattoos, triviale Außenseiterkunst oder auf die verwirrende Sci-Fi/Phantasie französischer Comics offensichtlich. Sie sind mit einer visuellen Struktur verbunden, die klar der Gotik und religiösen Kunst der Frührenaissance zugeordnet werden kann, besonders der von Kirchenglasfenstern. Finns Werke, die am besten als „psychogeographische Karten“ gelesen werden können, verfolgen den Übergang von einer individuellen Psyche in eine Reihe von alternativen Realitäten und daraus resultierenden Konflikten. Dicht mit feinen Details gezeichnet, entschlossen monochromatisch und reichhaltig gestaltet, mit obskuren, synkretischen sowie mythologischen Referenzen, die bis in die Pop-Kultur reichen, vermeidet der Künstler mit fast obsessiver Bestimmung Leerstellen, um die Darstellung einer dystopischen Klaustrophobie zu verstärken.

In gewisser Weise erinnert Finns Arbeit an die Kartographie von Grayson Perry, insbesondere an dessen Map Of Nowhere (2008) und Map Of An Englishman (2004), in der Ebenen des Symbolismus und eine reichhaltige Erzählstruktur das Surreale (und das Spirituelle) mit dem Tiefpersönlichen, Sozialen und Politischen verwoben werden. Dem Betrachter wird ermöglicht, dieses komplexe Terrain nach seinen eigenen Vorstellungen zu interpretieren (vgl. Alfred Korzybski „the map is not the territory“). Finns Zeichnungen zeigen eindrucksvoll, dass das eigene Territorium durch eine Verbindung von traditionellen Formen und Techniken mit zeitgemäßen Gedanken und einer urbanen Ikonographie entstehen kann. Sein Werk ist zugleich ein einfühlsames Zeugnis unserer Zeit – unsicher und post-technologisch – und dabei wunderbar altertümlich. Es sind sicherlich Kunstwerke, die in ihrer intellektuellen Tiefe und Technik die jungen Jahre des Künstlers widerspiegeln.

Als Sohn einer Hawaii-Cherokee-Mutter und eines australischen Vaters wurde Finn O’Hanlon vor 22 Jahren in Brighton, England geboren. Zuerst wuchs er in einer nomadischen Künstlerfamilie in Großbritannien auf, später in Tulsa, Oklahoma und Los Angeles, und übersiedelte als Teenager nach Sydney. Er ist ein Enkel von Australiens bekanntestem Schriftsteller, dem bereits verstorbenen Morris West.

Finns formale künstlerische Ausbildung endete am Gymnasium, als seine Lehrerin an verschiedenen Streifzügen in die Konzeptkunst Anstoß nahm. Als er eine Probe seines eigenen Urins unter einer gravierten Plexiglashaube ausstellte, warf sie ihn endgültig aus der Klasse. Daher wandte er sich der Fotografie zu. Seine Beobachtungen von harten Partys, die dem selbst-vernichtenden Lebensstil seiner Altersgenossen, jungen Surfern und Skatern, gewidmet waren, zogen schon bald die Aufmerksamkeit der hochangesehenen französischen Kunstfotografiezeitschrift Plateform auf sich, die mehr als 20 seiner Aufnahmen veröffentlichte. Anlässlich des Head on Fotofestivals in Sydney stellte die Kinokuniya`s Wedge Galerie seine Fotografien in einer Einzelausstellung vor.

Durch den Umzug nach Frankreich im Jahr 2012, war Finn sofort von den mittelalterlichen, illuminierten Handschriften und der Glasmalerei fasziniert, die er in den regionalen Museen und Kirchen vorfand. Dort begann er seine Kindheitserinnerungen an den Día de los Muertos (mexikanischer Feiertag) als detaillierte und komplexe Tuschzeichnungen auf Papier in Verbindung mit der amerikanischen Ikonographie der Ureinwohner sowie mit Zitaten aus französischen Sci-Fi/Phantasie-Comics fest zu halten. Erstmalig waren diese Arbeiten in einer Gruppenausstellung in der Mick Gallery in Sydney zu sehen. Finn Lafcadio O’Hanlon lebt jetzt in Berlin.

Künstlerinformation und Werkübersicht

Interview mit Finn Lafcadio O’Hanlon

Seet van Hout – Red Greenhouse

Seet van hout – red greenhouse 

10.06.2014 – 30.06.2014

Eröffnung: 13.06.2014, 19 Uhr, in Anwesenheit der Künstlerin

„Das Wunder, wenn man es erlebt, ist nie vollkommen. Erst die Erinnerung macht es dazu.“ Erich Maria Remarque

Die Galerie WHITECONCEPTS freut sich, die erste Einzelausstellung in Berlin der niederländischen Künstlerin Seet van Hout zu präsentieren. Die Ausstellung umfasst mehr als 20 Arbeiten, die eine Auswahl ihres künstlerischen Spektrums von Malerei und Zeichnung über Textilbilder hinzu Objektkunst und Keramiken darstellt.

Zentrales Thema im Werk der renommierten Künstlerin ist die Erinnerung, die eine geistige Identität, ein denkendes Wesen, formt. Einerseits spannt sich ihr Untersuchungsfeld von Fragmenten aus, die plötzlich vor dem inneren Auge erscheinen, andererseits wandelt sich die komplexe Identität eines Menschen während seines Lebens und seinem Umgang mit den Dingen in der Welt, für die er sich in der Gegenwart entscheidet.

Ihr experimenteller Ansatz, der das Lebendige, Interdependente, Serendipitäre in den Mittelpunkt stellt, reicht von abstrakter Kunst über informelle und surreale Elemente hinzu allegorischen Darstellungen. Sie verbindet, differenziert, ergänzt, ordnet, bildet, fühlt und spürt und bietet oft dem Zufall freien Zugang zu ihrem Werk. Kunst dient ihr dabei als transformatives Medium auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen.

Raumgreifende Installationen, zweidimensionale Arbeiten und auch Keramiken zeigen einen holistischen Ansatz und  verbinden Zitate der Philosophie, Wissenschaft und Religion mit den Erfahrungen und Bildnissen der Mystiker, der modernen Forschung und dem Alltäglichem.

Der Titel der Ausstellung „Red Greenhouse“ verweist auf Seets Liebe zur Farbe und zur Natur, wobei ihr pflanzliche Motive als Symbol für Wachstum und Vergänglichkeit dienen, einem Prozess, dem alles Lebendige, auch der Mensch in seinen Selbstfindungsprozessen unterworfen ist. Dabei schöpft Seet van Hout einerseits ihre akribische „Nadelarbeit“ aus dem kontemplativen Dialog von grafischen, an der Linie orientierten Impulsen und objekthaften Fadengebilden, die eine Verbindung zum dreidimensionalen Raum herstellen. Andererseits verwebt sie chemische Farb-Experimente mit neurowissenschaftlichen und spirituellen Vorstellungen. Vielleicht ganz im Sinne des höchsten Ziels der Alchemie, das in der „Erlösung“ (von der Materie) besteht, in der Vollkommenheit und Läuterung der Seele. Dementsprechend hält sich die Künstlerin an die Parzen, die Schicksalsgöttinnen. Sie halten die Lebensfäden der Menschen in den Händen, wobei die erste den Faden spinnt, die zweite ihn abmisst und die dritte ihn abschneidet.

Seet van Hout’s Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Galerien und Museen weltweit gezeigt u.a. in der Bibliotheca Alexandria/Ägypten, Xi’An Academy Museum/China, Stedelijk Museum Amsterdam/Niederlande.
Ihre Werke sind in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten wie z.B. ABN AMRO Sammlung, Den Haag, die Gelderland-Kunstsammlung, die Museumssammlung des Kyoto Institute of Technology, die Sanders Sammlung oder die Sammlung des Stedelijk Museums.

2011 erschien der gleichnamige Katalog mit Farbabbildungen und Beiträgen von Prof. Mieke Bal, Dr. Martin Gesing, Suzanna Heman, Martin Rehkopp und Wouter Weijers.

Informationen über Seet van Hout

Wanda Stang – Wanderlust

wanda stang – wanderlust 

22.05.2014 – 31.07.2014

WHITECONCEPTS in Kooperation mit der nhow Galerie freuen sich, die Ausstellung WANDERLUST von Wanda Stang (*1985) zu präsentieren. Die raumgreifende Installation umfasst dreidimensionale Papierobjekte, räumliche Zeichnungen und Gemälde. In der nhow Galerie kreiert die junge Künstlerin einen surrealen Erlebnisraum von unterschiedlichen Zeit-, Material- und Raumebenen.

Zeichnungen dienen Künstlern bis heute als das wirksamste Medium, um Ideen zu skizzieren. Im Schaffen von Wanda Stang bildet vor allem die Handzeichnung ein wichtiges Mittel, um Gedanken und Visionen festzuhalten. Der experimentelle Charakter der Zeichnung erlaubt es ihr, zwischen verschiedenen Stufen von Empfindungen, Erkundungen und Erfindungen zu wandeln.

Seit 2010 entwickelt Wanda Stang Arbeiten, die durch den Literaturklassiker „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne inspiriert sind und den Kern ihres vielschichtigen Werkes aus Zeichnungen, Performances, Objekten und Installationen bilden. Vernes Fortschrittsglaube, seine visionären Vorstellungen und der Inbegriff der Romantik übten einen starken Eindruck auf die Künstlerin aus.

Vorrangig  basiert diese Werkgruppe auf Illustrationen und der künstlerischen Auseinandersetzung mit ursprünglichen Gestaltungsformen in der Natur. Durch das Stilmittel des Ornaments gelingt es Stang eine Verbindung mit fast allen Kulturen der Erde herzustellen.

Neben ihren surrealen Gemälden, die durch die Begegnung mit jungen, kosmopolitischen Menschen aus den entlegensten Ecken der Erde entstanden, stellt ihr Gesamtkunstwerk „Wanderlust“ einen neuen Ansatz dar. Die Welten, die bisher auf dem Papier oder der Leinwand entstanden, werden nun durch dreidimensionale Papierarbeiten im Raum fortgeführt. Die Rückbindung von Träumen in die Wirklichkeit und von diesem Möglichkeitsraum auf eine vieldeutige, surreale Ebene ist einzigartig. Während sie anhand von Reisebeschreibungen der ihr persönlich begegneten Menschen eine fantasievolle Bilderwelt entwickelt,  nutzt sie die Opulenz handgefertigter Kleidung, um ein neues Denk- und Gestaltmuster anzuregen. Die Besucher der Ausstellung werden so Teil ihrer ortspezifischen Installation. Sie können einerseits durch die Gedanken- und Erfahrungswelt der Künstlerin und ihrer Protagonisten wandern oder andererseits z.B. mit dem aerodynamischen Objekt „Skyward Balloon“ den eigenen Assoziationen einen realen Kontext geben.

Wanda Stang absolvierte zuerst ein Studium der Kunstmalerei und Pädagogik für Waldorfschulen sowie der Bildenden Kunst in Baden Württemberg. Danach folgte ein Studium in den Fachgebieten Malerei und Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Derzeit ist sie dort Meisterschülerin von Prof. Tristan Pranyko. Bereits von 2006 bis 2007 war sie an den Restaurationsarbeiten anlässlich der Neueröffnung des Neuen Museums in Berlin beteiligt. 2011 führte sie ihr Weg nach London, wo sie das Label Alexander McQueen für seine Pariser Fashionshow beteiligte. Zurück in Berlin nahm sie an Einzel- und Gruppenausstellungen teil und widmet sich nun in ihrer ersten großen Einzelausstellung einer surrealen Inszenierung.

Ort: nhow Galerie | Stralauer Allee 3 | 10245 Berlin | täglich 24h geöffnet (Eingang über die Lobby)

Interview mit Wanda Stang und Lucia Fernandez/nhow Hotel

Informationen über Wanda Stang
www.wanda-stang.de

Just Fair

just fair  

01.05.2014 – 04.05.2014

Öffnungszeiten während des Gallery Weekend:
Donnerstag – Samstag 11 – 20 Uhr; Sonntag 12 – 16 Uhr

Sara Berti, Elmar Hess, Seet van Hout, Thorsten Goldberg, Susanne Kessler, Jovana Popic, Uwe Poth, PSJM, Wanda Stang, André Wagner, Veronika Witte

Während des Gallery Weekends zeigt die Galerie WHITECONCEPTS zusammen mit der Partnergalerie aquabit eine Auswahl ihres Galerieprogramms. Die Ausstellung zeigt Skulpturen und zweidimensionale Werke von aufstrebenden und etablierten Künstlern in Berlin.

Mark Nelson – This being: That becomes

MARK NELSON – THIS BEING: THAT BECOMES 

05.05.2014 – 25.05.2014

In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland reflektieren die Arbeiten des britischen Fotokünstlers Mark Nelson magische Momente der Klarheit und Ganzheit. „Diese Bilder entstammen einem verborgenen Ort im Inneren…“, beschreibt er seinen Zustand beim Fotografieren.

Nelsons Bildsprache basiert auf scheinbaren Standbildern eines imaginären Films und vermittelt ein Gefühl eines Ereignisses, das entweder noch einzutreten vermag oder bereits vor der Aufnahme vorüberging. Dabei gleichen seine Werke Fotografien eines Wanderers durch die beliebtesten Städte der Welt und zeigen Landschaften verschiedener Orte u.a. Paris, Berlin, Venedig, New York, New Jersey und seine Heimatstadt Brighton.

Nelson, der als Buddhist lebt, verbindet Perspektiven des Raums mit der Idee des wahren Selbst, die ihm als Quelle natürlicher Kreativität und Lebendigkeit dient. Vor allem die Ähnlichkeit seiner Bilder, die während eines Zeitraums von über 30 Jahren entstanden sind, weist in der aktuellen Ausstellung „This Being: That Becomes“ (Das Lebendige, das entsteht) auf diesen gemeinsamen Ursprung hin. Als weitere Dimension der Ausstellung werden Klangtexturen als Soundtrack vorgestellt. Der offensichtliche Katalysator für die Wahrnehmung von bewussten und unbewussten Vorgängen evoziert eine traumähnliche Landschaft des inneren Selbst.

Beeindruckt von der Bewegung des Abstrakten Expressionismus in der Kunst, die sich in den späten 1940er Jahren in New York entwickelte, fühlt sich Mark Nelson vor allem zu Formen und Zeichen hingezogen. Als Reaktion auf die Schrecken des Zweiten Weltkrieges, war den Künstlern der Prozess des Erarbeitens und Entwickelns von Kunst wichtiger als das vollendete Werk. In Nelsons Fotografien findet man oft Dreiecke und Pfeile, die auf andere Bereiche des Bildes zeigen und weitere Bezugspunkte zu anderen Orten herstellen. Oft weisen seine schwarz-weißen als auch farbigen Aufnahmen malerische Qualitäten auf und zeigen einmalige Momente, die im Sinne des ewigen Wandels wahrgenommen wurden.     

Seine fotografische Karriere begann Mark Nelson im Jahr 1980 in London, als er als Fotolaborant für einige der britischen Top-Fotografen arbeitete. Seine Dunkelkammer wurde eines seiner „First Light Studios“, wovon eines noch bis heute in Brighton/Großbritannien in Betrieb ist. Als er 1985 das Potential des fotografischen Mediums für sich als Kunstform entdeckte, begann er Arbeiten in eigenem Stil zu schaffen, die mittlerweile weltweit ausgestellt wurden. Viele seiner Werke sind in privaten Sammlungen in Großbritannien, Frankreich und in den USA vertreten. Nelson arbeitete neben National Geographic für ECM Records und American Express. Ein besonderer Auftrag wurde ihm zutiel, als er als erster Fotograf von British Airways eingeladen wurde, Ausstellungen in über 300 Flugzeugen gleichzeitig zu präsentieren.

Mit freundlicher Unterstützung der Nielsen Bainbridge Group. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (2014, 60 Seiten).

Informationen über Mark Nelson

Deenesh Ghyczy Greg Murr – Spectral

Deenesh ghyczy und greg murr – SPECTRAL

01.04.2014 – 15.04.2014

Eröffnung: 04. April 2014, 19 – 21 Uhr

WHITECONCEPTS zeigt eine Ausstellung von Gemälden, die über die Abhängigkeit vom Sehvermögen – als Quelle uns selbst und unsere Umwelt zu verstehen – reflektiert. Deenesh Ghyczy (HU-D) und Greg Murr (USA) beschäftigen sich mit visuellen Aberrationen, die sowohl die Grenzen unserer Wahrnehmungskapazitäten ausloten als auch Verbindungen von Alltagsphänomenen und unmerklichen Strukturen, die unsere Realität prägen, aufzeigen.
Für die meisten Menschen ist das Sehen die dominante Fähigkeit unserer fünf Sinne. Doch so sehr wir dem Sehen vertrauen, sind unsere Augen dennoch begrenzte Sinnesorgane, die eine spezielle Erfahrung der Wirklichkeit über ein Spektrum von Lichtwellen herstellt. Was geschieht, wenn wir die Grenzen des Sehens, die Verzerrungen und die Grenzen dieses Wahrnehmungsinstrument erkunden? Und wie können wir unser Bewusstsein durch optische Mechanik bemühen, um immaterielle Kontexte, wie die inneren Mysterien der menschlichen Psyche, oder die äußerlichen physikalischen Gesetze der Natur zu erkunden?

Deenesh Ghyczy verwendet das traditionelle Medium der Malerei. Figurative Motive, konzentriert in Öl bzw. Acryl auf Leinwand gemalt, werden in Fragmente gegliedert, um ein Gefühl einer Doppel- oder Dreifach-Sicht zu induzieren. Gleichzeitig vertraut wie verwirrend und manchmal phantomartig sind Ghyczys eher konventionelle Porträts, so dass wir die verschiedenen Komponenten – die ein Gesicht komplettieren – sehen, ohne jemals die eigentlich prägnante Identität der Figur festzustellen vermögen. Wie bei einer Fremdsprache können wir nur hoffen, sie durch die phonetischen Eigenschaften zu verstehen. Ghyczys Bilder fordern dazu auf, sie durch die Augen eines Kindes zu betrachten und die Elemente von Linie, Form, Farbe oder Farbauftrag wie zum ersten Mal zu erforschen, und uns nicht gleich einen Sinn aus dem Ganzen zu machen.

Durch absichtliches Vermeiden einer vertiefenden Studie einer einzelnen Pfingstrose, forscht Greg Murr an den Vorstellungen von Unvollständigkeit gegenüber ihrer Materialisation und zeigt uns die Blume aus verschiedenen Perspektiven. Teile der prächtig gefüllten Blüte sind durch Fehlstellen auf der Leinwand ausgewechselt. Weiße Flächen dienen als Markierungen für etwas, das einmal vorhanden war – und jetzt nur ein Spektrum, ein Geist dessen kennzeichnet, was für den Maler existent gewesen war. Mit der einzelnen Blüte sowie ihren vier- oder fünf angrenzenden Variationen verweist Greg Murr auf das kosmologische Phänomen des Gravitationslinseneffekts (der Einstein und seiner allgemeinen Relativitätstheorie zugeschrieben ist), Dabei wird das Licht einer fernen Galaxie abgelenkt, und von der „Gravitationslinse“ durch die intensiven Gravitationskräfte multipliziert dargestellt, und dem Betrachter ein verzerrtes Mehrfachbild vermittelt. Ob im Hinblick auf die Geometrie des Universums oder der mehr irdischen Vorstellung des biologischen Lebenszyklus‘, faszinieren diese sorgfältig gemalten Pfingstrosen durch ihre innere Struktur, ihren Rhythmus und ihren Animus.

Beide Künstler ermutigen uns, den Akt des Sehens zu reflektieren. Zugleich verwöhnen sie uns mit visueller Harmonie und einem Geschmack des Vertrauten, ohne unsere Erwartungen zu erfüllen und ihnen volle Auflösung zu bieten.

Informationen über Deenesh Ghyczy
www.dghyczy.com

Informationen über Greg Murr
www.gregmurr.com