Deenesh ghyczy und greg murr – SPECTRAL
01.04.2014 – 15.04.2014
Eröffnung: 04. April 2014, 19 – 21 Uhr
WHITECONCEPTS zeigt eine Ausstellung von Gemälden, die über die Abhängigkeit vom Sehvermögen – als Quelle uns selbst und unsere Umwelt zu verstehen – reflektiert. Deenesh Ghyczy (HU-D) und Greg Murr (USA) beschäftigen sich mit visuellen Aberrationen, die sowohl die Grenzen unserer Wahrnehmungskapazitäten ausloten als auch Verbindungen von Alltagsphänomenen und unmerklichen Strukturen, die unsere Realität prägen, aufzeigen.
Für die meisten Menschen ist das Sehen die dominante Fähigkeit unserer fünf Sinne. Doch so sehr wir dem Sehen vertrauen, sind unsere Augen dennoch begrenzte Sinnesorgane, die eine spezielle Erfahrung der Wirklichkeit über ein Spektrum von Lichtwellen herstellt. Was geschieht, wenn wir die Grenzen des Sehens, die Verzerrungen und die Grenzen dieses Wahrnehmungsinstrument erkunden? Und wie können wir unser Bewusstsein durch optische Mechanik bemühen, um immaterielle Kontexte, wie die inneren Mysterien der menschlichen Psyche, oder die äußerlichen physikalischen Gesetze der Natur zu erkunden?
Deenesh Ghyczy verwendet das traditionelle Medium der Malerei. Figurative Motive, konzentriert in Öl bzw. Acryl auf Leinwand gemalt, werden in Fragmente gegliedert, um ein Gefühl einer Doppel- oder Dreifach-Sicht zu induzieren. Gleichzeitig vertraut wie verwirrend und manchmal phantomartig sind Ghyczys eher konventionelle Porträts, so dass wir die verschiedenen Komponenten – die ein Gesicht komplettieren – sehen, ohne jemals die eigentlich prägnante Identität der Figur festzustellen vermögen. Wie bei einer Fremdsprache können wir nur hoffen, sie durch die phonetischen Eigenschaften zu verstehen. Ghyczys Bilder fordern dazu auf, sie durch die Augen eines Kindes zu betrachten und die Elemente von Linie, Form, Farbe oder Farbauftrag wie zum ersten Mal zu erforschen, und uns nicht gleich einen Sinn aus dem Ganzen zu machen.
Durch absichtliches Vermeiden einer vertiefenden Studie einer einzelnen Pfingstrose, forscht Greg Murr an den Vorstellungen von Unvollständigkeit gegenüber ihrer Materialisation und zeigt uns die Blume aus verschiedenen Perspektiven. Teile der prächtig gefüllten Blüte sind durch Fehlstellen auf der Leinwand ausgewechselt. Weiße Flächen dienen als Markierungen für etwas, das einmal vorhanden war – und jetzt nur ein Spektrum, ein Geist dessen kennzeichnet, was für den Maler existent gewesen war. Mit der einzelnen Blüte sowie ihren vier- oder fünf angrenzenden Variationen verweist Greg Murr auf das kosmologische Phänomen des Gravitationslinseneffekts (der Einstein und seiner allgemeinen Relativitätstheorie zugeschrieben ist), Dabei wird das Licht einer fernen Galaxie abgelenkt, und von der „Gravitationslinse“ durch die intensiven Gravitationskräfte multipliziert dargestellt, und dem Betrachter ein verzerrtes Mehrfachbild vermittelt. Ob im Hinblick auf die Geometrie des Universums oder der mehr irdischen Vorstellung des biologischen Lebenszyklus‘, faszinieren diese sorgfältig gemalten Pfingstrosen durch ihre innere Struktur, ihren Rhythmus und ihren Animus.
Beide Künstler ermutigen uns, den Akt des Sehens zu reflektieren. Zugleich verwöhnen sie uns mit visueller Harmonie und einem Geschmack des Vertrauten, ohne unsere Erwartungen zu erfüllen und ihnen volle Auflösung zu bieten.
Informationen über Deenesh Ghyczy
www.dghyczy.com
Informationen über Greg Murr
www.gregmurr.com