Requiem for a dying planet

Requiem for a dying planet

Performanceritual von Chris­toph Both-Asmus

26. Juni 2015, 22:30 – 23:30 Uhr, Galerie WHITECONCEPTS, Berlin
im Rahmen seiner Einzelausstellung „Rivers and Trees
17.09.2016, 15:00 – 17:00 Uhr, rk Galerie, Berlin
im Rahmen der Gruppenausstellung „Who wants to die?

Das Kreischen von tausenden industriell angewendeten Kettensägen kommt in den Regenwäldern läutenden Totenglocken gleich. Die an diversen Lebensarten reichhaltigen Regenwälder werden seit Jahrzehnten so schnell zerstört, dass die letzten Überreste der Primärwälder bald für immer verloren gehen, so konstatierte es der weltberühmte Botaniker Francis Halle vor einiger Zeit. Der Künstler Christoph Both-Asmus, der eng mit Francis Halle am Projekt THE TREE WALKER zusammenarbeitet, wurde von dieser tiefberührenden Erkenntnis inspiriert und erschuf eine eigene ergreifende Reaktion mit seiner Performance „Requiem für einen sterbenden Planeten“.

Dabei werden schöne Schnittblumen in einen mit Wasser gefüllten Behälter gesetzt und im Boden verankert. Anschließend werden Holzkohlen angezündet und eng um die Blumenstengel bzw. auf dem mit Sand bedeckten Künstler arrangiert. Eine nach der anderen fallen die Blumen der glühenden Hitze der Holzkohlen zum Opfer, verwelken und stürzen. Für das Performanceritual in der Galerie WHITECONCEPTS verwendet der Künstler ein feines Blumenarrangement, das von draußen durch die Fenster betrachtet werden kann.
Im Vergleich zur lärmenden High-Speed-Zerstörung der Regenwälder ist ‚Requiem for a Dying Planet‘ betont leise und verläuft sehr langsam. Bis alle Blumen verwelkt und gestürzt sind braucht es circa 45 Minuten. Diese Langsamkeit schafft – wie Both-Asmus es nennt – ‚empty moments‘. Solche ‚leeren Momente‘ bieten den Zuschauern die Gelegenheit, sich die Zeit zur Reflexion und zum Erleben des jetzigen Moment zu nehmen.
Wenn wir die brennenden, sterbenden Blumen direkt vor uns erleben, können wir auf eine tiefe, emotionale Ebene mit der ansonsten unvorstellbaren Unermesslichkeit der Zerstörung der weit entfernten Regenwälder in Verbindung gelangen.

Text: Kathrin Shephard

CHRIS­TOPH BOTH-ASMUS – RIVERS AND TREES

CHRISTOPH BOTH-ASMUS – RIVERS AND TREES

01.06.2015 – 03.07.2015

Künstlergespräch zwischen Christoph Both-Asmus und David Medalla (Künstler und Gründer und Direktor der London Biennale): 09.06.2015, 18 Uhr
Performanceritual „Requiem für einen sterbenden Planeten“: 26.06.2015, 22:30-23:30 Uhr

Spenden Sie Ihr Blut für die Kunst! Christoph Both-Asmus hat dies bereits für sein Werk „Tale of River“ getan, das in der Galerie WHITECONCEPTS bis zum 26. Juni zu sehen ist.
Both-Asmus‘ Blut wird frei über eine Landschaft, die aus japanischem Pappmaché und Erde hergestellt wurde, fließen. Durch den stetigen Auftrag innerhalb von zwei Wochen, entsteht ein verzweigtes Netz von Bächen und Nebenflüssen.
Können Sie Ihr pulsierendes Blut in Ihrem Körper fühlen? Wann war das letzte Mal, dass Sie Ihr eigenes Blut oder das Blut von anderen gesehen haben? Für den Künstler war es wichtig, sein eigenes Blut und nicht das einer Kuh oder eines Schweins nutzen, um seine Treue zu Lebewesen zeigen, deren Blut wurde unnötigerweise verschüttet wird. Blut außerhalb des Körpers ist oft mit Gewalt, Tod und Töten verbunden, wie in dem Völkermord von 1994 in Ruanda, wo die Flüsse tatsächlich rot flossen. Blut strömt wie flüssiges Wasser durch unseren Körper, aber trägt auch Spuren von Informationen in unserer Seele und Psyche.

Parallel zu dieser Arbeit wird die Galerie als Arbeitsbereich für das Team des THE TREE WALKER Projekts genutzt, das Christoph Both-Asmus initiierte. Basierend auf einem Tagtraum (2009) sah Christoph sich über die dünnsten Äste des Regenwaldes laufen. Seitdem ist er überzeugt, das poetische Bild zu realisieren und „balancierend zwischen Himmel und Erde“ über die Wipfel zu gehen oder gar zu fliegen. Während des Entwicklungsprozesses hat er mit verschiedenen Möglichkeiten experimentiert, z.B. das seilunterstützte Baumklettern erlernt, um die Baumkronen zu erreichen. Da das Interesse des Künstlers für die biologische Vielfalt in den Baumkronen in letzter Zeit gewachsen ist, entstand eine weitere Dimension in Form einer Partnerschaft mit den weltweit bekanntesten französischen Wissenschaftlern und Botanikern (u.a. Operation Canopy – Botaniker Francis Halley und Pilot Dany Clayet-Marrel und ANPN – Verband der Nationalparks in Gabun/Afrika).
Anlässlich der Ausstellung präsentiert das Projektteam einmal in der Woche unterschiedliche Projektbereiche und gibt Einblick in großflächige Installationen und Performances, die auf das Erhabene der Natur und die Einzigartigkeit unserer Existenz fokussieren.

Christoph Both-Asmus (*1984) schloss 2010 sein MFA am Sandberg Institut für Bildende Kunst in Amsterdam (NL) ab. 2011 und 2012 erhielt ein Stipendium vom Mondriaan Fonds Amsterdam. Seine interdisziplinäre Arbeit konzentriert sich auf Performance, Video, Mixed-Media-Installation und ortsspezifische Skulptur, die oft mit natürlichen Artefakten oder sogar lebenden Organismen erzeugt wird.
Ausstellungen führten den Künstler bereits durch Europa, u.a. Art Pie Amsterdam, Istanbul Art Fair und Re:Rotterdam. In den letzten Jahren zeigte sich der Künstler zusammen mit documenta-Künstler und Direktor der London Biennale David Medalla und Venedig Biennale-Teilnehmer Pedro Calapez.

Künstlerinformation und Werkübersicht

www.christophbothasmus.de

PSJM – Spanische Malerei

PSJM – SPANISCHE MALEREI

01.04.2015 – 30.04.2015

Eröff­nung in Anwe­sen­heit der Künst­ler: 02.04.2015, 19 Uhr

PSJM ist ein Künstlerduo, das in 2003 von Pablo San José (Mieres, *1969) und Cynthia Viera (Las Palmas, *1973) gegründet wurde. Als innovative Kunstmarke hinterfragen die Künstler den Kunstmarkt, die Verbraucherkommunikation sowie künstlerische Qualität. Sie nutzen Kommunikationsstrategien des spektakulären Kapitalismus‘ und zeigen dessen aktuelle Paradoxien auf, die sowohl eine geplante wie chaotische Entwicklung produzieren.

Spanische Malerei zeigt geometrische Kompositionen und zugleich ein malerisches Porträt der spanischen Gegenwart. In dieser neuen Serie entwickeln PSJM die frühere Werkgruppe “Soziale Geometrie” unter Verwendung von Statistiken weiter. Das Team kreiert seine Werke durch gängige Techniken der Malerei und reflektiert über die Gegenwart.

Spanische Malerei bringt ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Jahr 2013 zum Ausdruck, einem Jahr der schwersten Finanzkrise und bitteren Erfahrungen für die spanische Bevölkerung. Forderungen nach Sparmaßnahmen machen sich seitdem im Leben wie im Produktionsprozess bemerkbar, die weit entfernt von aussichtsreichen Wachstumsprognosen sind. Folglich werden auch die kommenden harten Zeiten gegenüber dem Kultursektor wahrgenommen und finden sich genauso wie die politische, finanzielle und soziale Realität im Vordergrund dieser mathematischen Reflexionen in Acryl auf Leinwand wider. Zudem erinnert die Präzision der Oberfläche der handgefertigten Bilder an eine unerbittliche Hand der Maschine. Bei den konkreten Kompositionen wurden industrielle Primärfarben angewandt, wobei die Figur des akkuraten Dreiecks das vorherrschende Motiv darstellt. Von jedem dekorativen Vorwand entfernt deuten diese “Gemälde, die gelesen werden können” auf eine harte Realität hin, die durch statistische Informationen objektiviert wurde. Gefüllt mit Daten und Farben verbergen die Werke die persönlichen Dramen, hegemonialen ideologischen Ausrichtungen und sozialen Unruhen .

PSJM erhielten zahlreiche Auszeichnungen und sind vielfach in Ausstellungen in Europa und Amerika vertreten. Anlässlich der 56. Venedig Biennale wird ihre Arbeit in der Gruppenausstellung „Jenseits der Tropen“, einer von Imma Prieto kuratierten Gruppenausstellung präsentiert werden. Ihre Werke sind in wichtigen Publikationen enthalten, u.a. in „Younger than Jesus. Das unentbehrliche Handbuch für die Zukunft der Kunst“, herausgegeben vom New Museum in New York. Zudem zählen sie im Buch „Art & Agenda: Politischer Aktivismus und Kunst“, das im Gestalten Verlag erschienen ist, zu den „100 repräsentativsten Künstlern der internationalen politischen Kunst“.

Künstlerinformation und Werkübersicht

www.psjm.es