Mäander, 2014

Susanne Kessler für DominoArt 2014

Mäander, 2014

Eine Kunstinstallation von Susanne Kessler für die Domino Stiftung im Dominohaus, Reutlingen

In einem außergewöhnlichen Umfeld präsentiert die Domino Stiftung einmal im Jahr: Art at Work. Dabei stellt ein modernes Bürohaus mit verglastem Atrium einen Erlebnisort für temporäre Rauminstallationen dar. Laut Domino Stiftung werden hier die Beziehungen von Architektur und Bildender Kunst sowie die Wechselwirkungen von Kunst, Raum und Zeit im Alltag erfahrbar.

Für DominoArt 2014 fiel die Wahl der Kuratoren Ursula und Wolfgang Riehle auf die deutsch-italienische Künstlerin Susanne Kessler. Die Eröffnung ihrer Ausstellung »Mäander« findet am Sonntag, 6. Juni 2014 um 11.00 Uhr statt. Bis zum 19. September 2014 wird ihre Installation im Dominohaus Reutlingen zu sehen sein.

Die räumliche Collage, Mäander betitelt,vereint mehrere Ideen, die parallel ablaufende Denkprozesse der Künstlerin abbilden. Die Materialwahl erfolgte in Anlehnung an die Zahlensymbolik. 13 Eisenringe, 8 Stoffgitter, zwei jeweils 13 m lange Plastikgitter, 52 Drahtmatten sowie 13 handgefertigte, grossformatige Mixed Media- Netze fassen das Gebilde aus 260 Asphaltzeichnungen, mehr als 510 Cut-Out Zeichnungen auf Papier, 13 Drucke auf Transparentfolie sowie 26 Zeichnungen. Die Verspieglung des Bodens lässt das Objekt als mehrdimensionale Zeichnung wie in einem großen Meer enden, in dem sich nach und nach die Linien verlieren.

Als konstruiertes Objekt, das auf die Verbindung zum Lebendigen und in seiner Gesamtheit auf einen gewaltigen Organismus hinweist, spiegelt das Werk Mäander dies in seiner Form, im Detail wie auch im Ganzen, wider. Der Mäander ist ein seit der Jungsteinzeit verwendetes orthogonales Ornament und steht in der griechischen Antike symbolisch für die Erlangung der Ewigkeit und die Reproduktion von Leben. Fortwährend stirbt etwas Altes, während sich etwas Neues entwickelt. Es ist eine Anspielung auf den uralten und ewig jung bleibenden Gott Eros und die sich stetig erneuernde Energie des Kosmos.

Ähnlich wie in der Musik stellen dabei Vibration und Resonanz zum Bild gewordene Schwingungen dar. Transparenz wie Farbeigenschaften ebenso Tiefenwirkung und Vibrationsfähigkeit lassen zeitliche Vorgänge, die oft parallel ablaufen, für den Betrachter erfahrbar werden. Auffallend in Kesslers Arbeit sind grafische Zeichen, die sich durch schwarz gemalte, grob asphaltierte Linien auszeichnen. Sie verfügen über ein zerstörerisches Energiepotential und dienen der Darstellung des »aus den Fugen Geratenem«. Dem gegenüber gestellt sind fein gearbeitete Zeichnungen und Cut-Outs, die in ihren zarten Verästelungen die Natur lobpreisen. Regelfälle und Störfragmente sind in der umfassenden Installation erkennbar, die durch »fließende Elemente« ergänzt sind. So wird neben den organischen Prozessen gleichermaßen das aus der Natur bekannte chaotische Verhalten, wenn etwas nicht mehr in Schwingung bzw. nicht mehr vernetzt ist, der Anschluss verpasst wird und ins Leere läuft, in Kesslers Werk angesprochen. Ein Ringen von kulturell bedingten Dystopien und der Harmonisierung durch die Natur. Kesslers Kunstwerk versteht sich als komplexe Reflexion der von Mensch und Natur erschaffenen Strukturen und stellt die Kunst sowie deren geistige Freiheit und große Kreativität in den Mittelpunkt der Betrachtung.

mehr Infos über die Künstlerin
www.susannekessler.de

Dominohaus, Am Echazufer 24, Reutlingen, www.dominostiftung.de

Susanne Kessler

susanne kessler

Die deutsch-italienische Malerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin Susanne Kessler lebt und arbeitet in Berlin und Rom. Sie studierte von 1975 bis 1982 Malerei und Grafik an der Hochschule der Künste (UdK) in Berlin und am Royal College of Art (RCA) in London. 1992 gewann sie den Paul-Strecker-Preis der Stadt Mainz.

Neben Stipendien und Arbeitsaufenthalten führten sie mehr als 50 Einzelausstellungen und zahlreiche Gruppenausstellungen durch Europa sowie nach Indien, Pakistan, Mali, Äthiopien, Guatemala, Iran, Lettland und die USA (Turlock/CA, Washington/DC, New York/NY, Charlottesville/VA). 2001/2002 wurde sie als Gastprofessorin an die California State University, Stanislaus/ USA eingeladen. Danach folgten weitere Lehrtätigkeiten, so 2010 an der Akademie der Künste in Riga/Lettland und 2010-2013 an der City University of New York, NY/USA.

Bekannt wurde Susanne Kessler mit ihren raumgreifenden, organisch wirkenden Installationen. Vorrangig von der Zeichnung ausgehend beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit naturgemäßen, lebendigen Strukturen. Einige ihrer Arbeiten widmen sich Darstellungen des Inneren z.B. der Struktur des menschlichen Gehirns, dessen sichtbare Erscheinung als auch sein innerer komplexer Aufbau thematisiert wird. Dabei steht das Gehirn als Ursprung für alles, was in der Welt entsteht und existiert, für alles Wahrnehmbare und als Quelle des menschlichen Bewusstseins. Erst die Limitation auf das eigene Gehirn, auf das eigene Denken und Visualisieren, fördert laut Kessler eine „Ich-Konstruktion“, die sich von der Wissenschaft entfernt und in eine künstlerische Welt führt.

Oftmals werden Gedankenfragmente, auch Gedankenzüge, die sich fortwährend mit biologischen Vorbildern beschäftigen, in ein zeichnerisches System eingebunden und bilden ein vielschichtiges Gewebe von sich überlappenden Mustern und poetischen Inhalten. Durch die Verbindung von wissenschaftlichen Zeichnungen und eigenen Assoziationen und Vorstellungen vermitteln ihre Installationen das Bild eines organischen Netzwerks. „Das verzweigte Leben bleibt rätselhaft und explosiv, geheimnisvoll wie ein Kokon…“, beschrieb sie es einmal. Im Zentrum ihres Schaffens wird das Prinzip des Lebens als Fluss der Lebensenergie, als Wandlungsprozess sichtbar gemacht, der gleichermaßen den Arbeitsprozess der Künstlerin abbildet. Zeichnungsserien werden immer wieder neu in Installationen eingebunden, um sie aus sich heraus zu erneuern. Es entstehen Räume mit grafischen Zeichen und Symbolen, die zum Teil die kinetische Energie des Raumes mit aufnehmen. Jedes Environment wird direkt an den Ort angepasst. Ausgangspunkt ist dabei das Flüchtige, denn nur in der zeitlich begrenzten Existenz wird das Lebensrad sichtbar. Alles beginnt, entsteht und vergeht. Durch immer wieder neue Raumbedingungen und die ortspezifische Dynamik versinnbildlicht das Konzeptuelle der Arbeit von Susanne Kessler die Auffassung von Evolution. 

Berlin – narrativ, 2014

Berlin – narrativ, 2014

Ein Ausstellungsprojekt von Frauke Bergemann für das Dentalzentrum Pankow in Berlin

Frauke Bergemann präsentiert im neu errichteten und 2013 eröffneten Dentalzentrum Pankow eine Auswahl ihres Berlin-Zyklus: „So weit das Auge reicht…“. Bis zum 11. Oktober 2014 werden im Empfangsraum und in den Gängen der Klinik ihre großformatigen, hyperrealen Fotografien zu sehen sein. Sie schärfen die Sicht auf das historische Erbe der Stadt und die vorhandenen städtebaulichen Gestaltungspotentiale Anfang der 2000er Jahre. 

Bergemanns aufwändige, komplexe Kompositionen aus mehreren Einzelbildern erlauben einen „erweiterten“ Blick in die offene Stadtlandschaft schweifen zu lassen. Wie als ob man selbst vor Ort wäre, gibt es Naheliegendes und Entferntes, Haupt- und Nebensächliches sowie vieles im Vorder- und Hintergrund zu erkennen.

In der Zeit zwischen 2000 – 2003 suchte die Fotografin Substanz und Wesen der Hauptstadt festzuhalten, besonders an den Schnittstellen von Ost und West, in der Mitte der Stadt. Jede Szene zeigt Berlin in unterschiedlichen Facetten: z.B. als sozialen Brennpunkt, als einen Raum der Hochkultur oder als Marktplatz. Erkennbar ist in ihren pittoresken Veduten was diese Metropole bis heute kennzeichnet: Sie stellt sich als Schmelztiegel der Kulturen und Weltanschauungen dar, der verschiedensten Freiheitskonzepten Raum bietet. 

Der Zeitpunkt für die Ausstellung ist folgerichtig gewählt. 25 Jahre nach dem Mauerfall lässt ihr fotografischer Zyklus mit den Kapiteln „Inszenierungen der Macht und mächtige Inszenierungen“ sowie „Eroberte Räume“ noch einmal die Aufbruchsstimmung und den Disput zwischen Altem und Neuen gewahr werden und präsentiert eine bis heute dynamische Stadt mit ihren starken Gegensätzen.  

Ort: Dentalzentrum Pankow, Garbátyplatz 1, 13187 Berlin, S-Bahn Pankow

mehr Infos über die Künstlerin
www.frauke-bergemann.de 
www.dentalzentrum-pankow.de