Finn Lafcadio O’Hanlon – History Puts A Saint In Every Dream
26.05.2014 – 08.06.2014
Eröffnung: 28.05.2014, 18:30 – 21:30 Uhr, Einführung: Jonathan Meese
WHITECONCEPTS präsentiert erstmalig in Europa Arbeiten des jungen australischen Künstlers Finn Lafcadio O’Hanlon. Seine Ausstellung mit dem Titel History Puts A Saint in Every Dream zeigt kunstvoll gearbeitete Tuschezeichnungen auf Papier. Der Titel, der einem Songtext von Tom Waits entstammt, vermittelt wie dieser ein Gefühl eines seltsamen und mittelalterlichen Ortes.
In den Zeichnungen O’Hanlons sind Verweise auf Tattoos, triviale Außenseiterkunst oder auf die verwirrende Sci-Fi/Phantasie französischer Comics offensichtlich. Sie sind mit einer visuellen Struktur verbunden, die klar der Gotik und religiösen Kunst der Frührenaissance zugeordnet werden kann, besonders der von Kirchenglasfenstern. Finns Werke, die am besten als „psychogeographische Karten“ gelesen werden können, verfolgen den Übergang von einer individuellen Psyche in eine Reihe von alternativen Realitäten und daraus resultierenden Konflikten. Dicht mit feinen Details gezeichnet, entschlossen monochromatisch und reichhaltig gestaltet, mit obskuren, synkretischen sowie mythologischen Referenzen, die bis in die Pop-Kultur reichen, vermeidet der Künstler mit fast obsessiver Bestimmung Leerstellen, um die Darstellung einer dystopischen Klaustrophobie zu verstärken.
In gewisser Weise erinnert Finns Arbeit an die Kartographie von Grayson Perry, insbesondere an dessen Map Of Nowhere (2008) und Map Of An Englishman (2004), in der Ebenen des Symbolismus und eine reichhaltige Erzählstruktur das Surreale (und das Spirituelle) mit dem Tiefpersönlichen, Sozialen und Politischen verwoben werden. Dem Betrachter wird ermöglicht, dieses komplexe Terrain nach seinen eigenen Vorstellungen zu interpretieren (vgl. Alfred Korzybski „the map is not the territory“). Finns Zeichnungen zeigen eindrucksvoll, dass das eigene Territorium durch eine Verbindung von traditionellen Formen und Techniken mit zeitgemäßen Gedanken und einer urbanen Ikonographie entstehen kann. Sein Werk ist zugleich ein einfühlsames Zeugnis unserer Zeit – unsicher und post-technologisch – und dabei wunderbar altertümlich. Es sind sicherlich Kunstwerke, die in ihrer intellektuellen Tiefe und Technik die jungen Jahre des Künstlers widerspiegeln.
Als Sohn einer Hawaii-Cherokee-Mutter und eines australischen Vaters wurde Finn O’Hanlon vor 22 Jahren in Brighton, England geboren. Zuerst wuchs er in einer nomadischen Künstlerfamilie in Großbritannien auf, später in Tulsa, Oklahoma und Los Angeles, und übersiedelte als Teenager nach Sydney. Er ist ein Enkel von Australiens bekanntestem Schriftsteller, dem bereits verstorbenen Morris West.
Finns formale künstlerische Ausbildung endete am Gymnasium, als seine Lehrerin an verschiedenen Streifzügen in die Konzeptkunst Anstoß nahm. Als er eine Probe seines eigenen Urins unter einer gravierten Plexiglashaube ausstellte, warf sie ihn endgültig aus der Klasse. Daher wandte er sich der Fotografie zu. Seine Beobachtungen von harten Partys, die dem selbst-vernichtenden Lebensstil seiner Altersgenossen, jungen Surfern und Skatern, gewidmet waren, zogen schon bald die Aufmerksamkeit der hochangesehenen französischen Kunstfotografiezeitschrift Plateform auf sich, die mehr als 20 seiner Aufnahmen veröffentlichte. Anlässlich des Head on Fotofestivals in Sydney stellte die Kinokuniya`s Wedge Galerie seine Fotografien in einer Einzelausstellung vor.
Durch den Umzug nach Frankreich im Jahr 2012, war Finn sofort von den mittelalterlichen, illuminierten Handschriften und der Glasmalerei fasziniert, die er in den regionalen Museen und Kirchen vorfand. Dort begann er seine Kindheitserinnerungen an den Día de los Muertos (mexikanischer Feiertag) als detaillierte und komplexe Tuschzeichnungen auf Papier in Verbindung mit der amerikanischen Ikonographie der Ureinwohner sowie mit Zitaten aus französischen Sci-Fi/Phantasie-Comics fest zu halten. Erstmalig waren diese Arbeiten in einer Gruppenausstellung in der Mick Gallery in Sydney zu sehen. Finn Lafcadio O’Hanlon lebt jetzt in Berlin.